Stottern und Sprechunflüssigkeit

Informationsblatt zu kindlichen Sprechunflüssigkeiten und Stottern

In der kindlichen Entwicklung können bei jedem Kind Sprechunflüssigkeiten auftreten.

Diese entwicklungsbedingten Sprechunflüssigkeiten zeigen sich durch Wortwiederholungen, Satzteilwiederholungen, Satzabbrüchen, kleinen Einschüben wie „äh“ oder auch stillen Pausen zwischen Sätzen oder Worten ohne Anspannungen. Bei den meisten Kindern verlieren sich diese Unflüssigkeiten im Verlauf der Entwicklung.

Bei einigen Kindern entwickeln sich verstärkte Unflüssigkeiten oder Stottern. Verstärkte Unflüssigkeiten erkennt man an Lautwiederholungen („i-i-i-ich“)oder mehrfachen Silbenwiederholungen (ka-ka-ka-ka-kann), Unterbrechungen oder stillen Pausen innerhalb von Worten. 

Beim Stottern wird  die Unterbrechung des Redeflusses in Form von Dehnungen („Jjjjjjacke“) oder Wiederholungen von Wortteilen („t-t-t-treffen“) oder hörbaren bzw. stillen Blockaden („------ Bleistift“) erkennbar.

Das Steckenbleiben beim Sprechen kann zu einem sekundenlangen Verstummen werden. Manchmal wird das Wort auch erst nach einer längeren Pause mühsam herausgepresst. Oft treten Anspannungen im Bereich von  Lippen, Hals und Gesicht auf, die Kinder verlieren z.T. den Blickkontakt zum Gesprächspartner. Stottern tritt bei den Betroffenen in unterschiedlicher Stärke und mit Schwankungen auf, je nach Situation, Wortwahl, Gefühlslage und körperlicher Verfassung. Bei 5% aller Kinder entwickelt sich ein Stottern.

Viele Kinder verlieren ihr Stottern bis zum Erwachsenenalter. Bislang lässt sich schwer vorhersagen, bei welchen Kindern sich das Stottern verliert oder bei welchen Kindern es bestehen bleibt. Die Dauer, der Verlauf und die Reaktionen des Kindes, die familiäre Belastung sowie andere, weitere Faktoren haben Einfluss auf die Entwicklung des Stotterns.Die entwicklungsbedingten Unflüssigkeiten sollten Sie am besten ganz überhören. Konzentrieren Sie sich auf den Inhalt der Äußerungen des Kindes und nicht auf die äußere Form.

Das Kind wird unsicher gemacht durch Äußerungen wie: “ Sprich langsam, überlege, was Du sagen willst“ oder “Jetzt rede erst einmal anständig“. Dann kann aus dem vorübergehenden Unflüssigkeiten womöglich ein echtes Stottern werden. Wenn Sie sich dem Kind ruhig zuwenden und dem Kind zeigen, dass Sie ihm aufmerksam zuhören, unterstützen Sie die flüssigen Anteile des Sprechens stark. Was sollten Sie tun, wenn Ihr Kind angefangen hat zu stottern oder seit einiger Zeit ( mehr als 3 Monaten )verstärkte Unflüssigkeiten zeigt?

Es besteht kein Grund zur Unruhe/Panik, wenn Ihr Kind stottert. Es ist aber sehr empfehlenswert,  das Beratungsgespräch mit dem Kinderarzt oder Logopäden zu suchen, so dass danngegebenenfalls eine logopädische Beratung oder Therapie eingeleitet werden kann. Dabei spielt das Alter Ihres Kindes keine Rolle. Es gibt kein bestimmtes Alter, ab dem Stottern behandelt wird. Da Stottern nicht der Kontrolle des Kindes unterliegt, raten wir auch hier:
 

  • Korrigieren Sie Ihr Kind nicht, wenn es unflüssig spricht bzw. stottert.
  • Hören Sie auf den Inhalt, nicht, wie es etwas sagt.
  • Fordern Sie nicht zum Nachsprechen oder Wiederholen auf.
  • Beenden Sie die Sätze des Kindes nicht  Lassen Sie das Kind aussprechen.
  • Vermeiden Sie Sprechdruck/Fragen („Erzähl mal, wie es im Kindergarten/Schule war“), („Sag der Oma, was wir am Wochenende gemacht haben“). Erzählen Sie selbst von Ihrem Tag. Oftmals wird das Kind dann selber beginnen, von seinem Tag zu erzählen.
  • Mit einem stotternden Kind sollten wir selbst besonders ruhig sprechen. Die Ruhe überträgt sich auf das Kind und erleichtert ihm das Sprechen.
  • Halten Sie Blickkontakt mit Ihrem Kind, wenn Sie sich unterhalten.


Die Eltern sollten dem Kind helfen, Freunde zu finden.
Das Spielen und Sprechen mit Gleichaltrigen, die meistens von dem Stottern gar keine Notiz nehmen, macht ihrem Kind Mut und hilft ihm, die Sprechstörungen zu überwinden.

Beobachten Sie sich selbst : Wenn Sie merken, dass Sie besonders nervös oder gereizt sind, warten sie lieber noch ein bisschen, bevor sie das Kind ins Bett bringen oder ihm sein Essen geben. Unruhe und Unbehaglichkeit kann zu stärkerem Stottern führen.


Weitere ausführliche Informationen erhalten Sie auch bei:
Bundesvereinigung Stotterer-Selbsthilfe e.V:www.bvss.de


Informationsblatt zum Stottern und Sprechunflüssigkeiten.pdf